Heeres-Nachrichtentruppe 1934 - 1939 Der Wiederaufbau der Nachrichtentruppe des Heeres |
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Bereits wenige Tage nach der Machtübernahme hatte Hitler die Reichswehrführung von seinem Ziel ins Bild gesetzt, Deutschland aus der politischen und militärischen Enge herauszuführen und zu einem Staat zu entwickeln, der die künftige europäische Politik diktieren sollte. Am 3.Februar 1933 erfuhren die Generäle von seiner Absicht, die Wehrmacht - als wichtigsten Garanten zur Erreichung dieses Zieles - schnellstmöglich wieder aufzubauen, um sie später gegebenenfalls zur Eroberung neuen Lebensraumes im Osten einsetzen zu können. Das aber setzte ein starkes und modernes Heer voraus, das zu schnellen und weiträumigen Operationen befähigt war. Zumindest in diesem Punkte waren sich Hitler und die militärische Führung einig, wie die nachfolgenden Wiederaufrüstungsmaßnahmen bezeugten. Bis 1939 waren aus den 7 Infanterie- und 3 Kavallerie-Divisionen der Reichswehr 51 aktive Divisionen herausgewachsen, die im Kriegsfall auf 103 Divisionsverbände erweitert werden konnten. Geführt wurden die Friedensdivisionen von 19 Generalkommandos und 3 Grenztruppenkommandos, die 6 Heeresgruppen-Kommandos zugeordnet waren.
Für die Heeres-Nachrichtentruppe brachte das Frühjahr 1933 die ersten - noch streng geheimgehaltenen - Aufrüstungsmaßnahmen:
Die Gliederung der neuen Divisons-Nachrichtenabteilungen in eine Fernsprech- und eine Funkkompanie entsprach im wesentlichen der der bisherigen Formationen. Ihre kleinsten Struktureinheiten, die Trupps, erfuhren jedoch - der Erweiterung der Ausrüstung und der zunehmenden Motorisierung folgend - zahlreiche Veränderungen und Neubildungen. So gehörten zum Beispiel zu den Fernsprechkompanien leichte, mittlere und schwere Fernsprechtrupps, Telegraphenbautrupps, Fernsprechanschluß- und Fernsprechbetriebstrupps sowie Nachrichten-Sperr- und Verstärkertrupps. Die Funkkompanien der neuen Abteilungen unterschieden sich von den bisherigen vor allem durch die Vielfalt der Geräteausrüstung. Jetzt gab es leichte und schwere Funktrupps, Kleinfunktrupps mit verschiedener Ausrüstung, Patrouillenfunktrupps, Funksprech- und Funk-Horchtrupps, Schlüssel- und Auswertetrupps sowie Sammlerladetrupps. Die Geräteausstattung reichte von Sendern mit 5, 20 und 200 Watt Leistung, über zahlreiche Empfänger mit unterschiedlichen Bandbreiten, tragbare Funkgeräte - später als Tornisterfunkgeräte bezeichnet - bis hin zu verschiedenen Peilgeräten im Lang-, Mittel- und Kurzwellenbereich für die Funkaufklärung. 1934 führte die Bildung der Generalkommandos zur Aufstellung von Korps-Nachrichtenabteilungen, die im Gegensatz zu den Divisionsabteilungen zusätzlich über eine dritte, eine Feldfernkabel-Baukompanie verfügten.
Im März 1939 war der Neu-aufbau der Heeres-Nach-richtentruppe abgeschlossen. Nunmehr bestanden:
1 Führungs- und 19 Korps-Nachrichtenabteilungen;
45 Divisions-Nachrichtenabteilungen, darunter 3 Panzer- und 3 Gebirgs-Nachrichtenabteilungen und
1 Nachrichten-Lehr- und Versuchsabteilung an der Heeres-Nachrichtenschule.
Damit war für die Aufstellung der Kriegsformationen eine Mobilmachungsbasis von insgesamt 84 Fernsprech- und 65 Funkkompanien sowie 12 gemischten und 34 Nachrichten-Ergänzungskompanien gegeben. Für die Funkaufklärung bestand die Aufstellungsbasis aus 8 Funk-Horchkompanien.
Mit der "Heimholung" Österreichs, der Liquidierung der Tschechoslowakei und der Rückgabe des Memelgebietes hatte Hitler mit seiner riskanten Außenpolitik die Mehrzahl seiner Ziele ohne kriegerische Auseinandersetzung erreicht. Offen geblieben war die Danziger Frage und die Beseitigung des polnischen Korridors. Bei allen Operationen hatte die Heeres-Nachrichtentruppe ihre gewachsene Einsatzbereitschaft unter Beweis gestellt und die Deutsche Reichspost sich als zuverlässiger Partner erwiesen. Damit erfüllte sowohl die Truppe als auch die staatliche Fernmeldeverwaltung alle Erwartungen der militärischen Führung im Hinblick auf den sich am politischen Horizont immer deutlicher abzeichnenden neuen Krieg.
Auszüge aus meinen Zeittafeln u.a. Datensammlungen zur Formationsgeschichte der Heeres-Nachrichtentruppe 1934 - 1939 |
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18.12.1933
Das Rw.Min bestätigt mit der "Weisung über den beschleunigten Umbau des Heeres" den vom Truppenamt erarbeiteten Entwurf "Aufbau des künftigen Friedensheeres". Danach soll das Heer bis zum 1.April.1938 eine Gesamtstärke von 300.000 Mann (davon ca. 50.000 Mann Korps- und Heerestruppen) erreicht haben.
09.06.1934
Auf der Grundlage einer Geheimweisung Hitlers vom 06.06.1934 zur Verdreifachung der Reichswehr auf 300.000 Mann (21.Divisionen) erläßt das Reichswehrministerium die "3. Umbauverfügung des Heeres". Statt einer langfristigen Heeresverrmehrung sollten die geplanten Verbände wesentlich schneller aufgestellt werden " .... um das Ausland über den Schwächezustand des Heeres irre zuführen."
01.10.1934
Aufstellung der ersten 19 Divisions-Nachrichtenabteilungen. Nach den Festlegungen der 3.Umbauverfügung des Heeres fallen die Nummernbezeichnungen der Nachrichtenabteilungen aus Tarnungsgründen weg und werden bis zum 1. Oktober 1935 durch Standortbezeichnungen ersetzt. Aus der Nachrichtenabteilung 1 wurde dadurch z.B. die Nachrichtenabteilung Königsberg.
15.10.1935
Aufstellung von 10 weiteren Divisions- sowie 11 Korps-Nachrichtenabteilungen und Wegfall aller bisherigen Maßnahmen zur Tarnung der Wiederaufrüstung. Bei den Generalkommandos werden "Kommandeure der Nachrichtentruppe" eingesetzt und die bisherigen Nachrichteninspizienten bei den Gruppenkommandos in "Höhere Nachrichtenoffiziere" umbenannt.
12.10.1937
Inkrafttreten der mit Befehl vom 20.August 1937 festgelegten Änderungen in der Führungsorganisation des militärischen Nachrichtenwesens:
Die Führung des militärischen Nachrichtenwesens - Stand: 12.10.1937 |
10.03.1938
Hitler unterzeichnet die vom OKW erarbeitete Weisung Nr.1 des Obersten Befehlshabers zum "Unternehmen Otto". Sie nennt u.a. die Ziele des Heeres: " .... zunächst die Besetzung von Oberösterreich, Salzburg, Niederösterreich, Tirol, die schnelle Besitznahme von Wien und die Sicherung der österreichisch-tschechischen Grenze ..."
23.09.1938
Mobilmachung der zum Angriff auf die Tschechoslowakei angesetzten Armeeoberkommandos und ihrer Nachrichten-Stäbe:
AOK 2 durch: | H.Gru.Kdo. 1 | in: BERLIN | Fü.Stelle: OPPELN | Generaloberst v. Rundstedt, |
A.Nafü 2 | Höh.NaOffz. 1 | BERLIN | Oberst Oberhäußer | |
F.NaKdtr. 2 | WK. III | BERLIN | Oberst Pleger | |
AOK 8 | H.Gru.Kdo. 3 | DRESDEN | FREIBURG | Generaloberst v. Bock |
A.Nafü 8 | Höh.NaOffz. 3 | DRESDEN | Oberst Mehnert | |
F.NaKdtr. 3 | WK. III | Oberst Dohne | ||
AOK 10 | H.Gru.Kdo. 4 | LEIPZIG | SCHWANDORF | General d. Artl. v. Reichenau |
A.Nafü 10 | Höh.NaOffz. 4 | DRESDEN | Oberst Gerke | |
F.NaKdtr. 6 | WK. III | Oberst Meißner | ||
AOK 12 | Gen.Kdo. VII. AK | MÜNCHEN | PASSAU | Generaloberst v. Leeb |
A.Nafü 12 | Kdr. der Na.Tr. VII | MÜNCHEN | Oberstleutnant Oschmann | |
F.NaKdtr. 1 | WK. III | Generalmajor Schauwecker | ||
AOK 14 | H.Gru.Kdo.5 | WIEN | GÖPFRITZ | General d. Inf. List, |
A.Nafü 14 | Höh.NaOffz. 5 | WIEN | Oberst Schrader | |
F.NaKdtr. 5 | WK. III | Oberstleutnant Kohlhauer | ||
Gen.Kdo. IV. AK | Gen.Kdo. IV. AK | DRESDEN | HERRNHUT |
01.03.1939
Inkrafttreten des letzten Mobilmachungsplanes vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Mobilmachungsstärke der Heeres-Nachrichtentruppen beträgt::
4.018 | Offiziere | ||
1.247 | Beamte | außerdem: 4.293 Feldpost-Beamte | |
18.907 | Unteroffiziere | ||
101.213 | Mannschaften | ||
= Insgesamt: 125.385 | davon: | 97.029 | Feldheer |
28.356 | Ersatzheer. |