Vorgeschichte 1832 - 1899 Die optische und elektromagnetische Militärtelegraphie in Preußen |
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Am 1.Oktober 1833 begann in Preußen ein neuer Abschnitt in der Entwicklung der menschlichen Kommunikationsbeziehungen. Friedrich Wilhelm III., hatte 1832 die Errichtung einer optischen Telegraphenlinie befohlen, die die zu Preußen gehörenden, aber von den Kernlanden territorial getrennten Rheinprovinzen, straffer in die politische und militärische Führung der Monarchie einbinden sollte. Obwohl der Gedanke einer militärischen Nutzung der aus Frankreich bekannten optischen Telegraphie schon 1819 vom damaligen Kommandierenden General des IV.Armeekorps, General von Müffling, geäußert worden war, hatte die nach den siegreichen Befreiungskriegen in konservativen Denkweisen erstarrende preußische Armeeführung seine Realisierung unterlassen. Erst der ausdrückliche Befehl des Königs sorgte dafür, daß am 1.Oktober 1833 insgesamt 61 Stationen einer fast 700 km langen optischen Telegraphenlinie zwischen Berlin und Koblenz ihren Betrieb aufnahmen, die jedoch ausschließlich der höfischen und staatlichen Korrespondenz dienten. Das zu ihrer Bedienung gebildete Königlich-Preußische Telegraphenkorps war dem Generalstab zugeordnet, so daß man hier bereits die Vorläufer des militärischen Fernmeldewesens in Deutschland suchen muß.
Verkörperte schon die optische Telegraphie einen bedeutenden technischen Fortschritt, so sollte an ihre Stelle aber bald ein noch leistungsfähigeres Kommunikationsmittel, die elektromagnetische Telegraphie treten. Innerhalb weniger Jahrzehnte hatte der 1786 von Galvani beobachtete Stromfluß und die nachfolgenden, darauf aufbauenden Erfindungen und Konstruktionen anderer Wissenschaftler und Konstrukteure die Möglichkeit eröffnet, Informationen in Gedankenschnelle über bisher ungeahnte Entfernungen zu übertragen. Während die elektromagnetische Telegraphie in England Mitte der dreißiger Jahre ihre Anwendungsreife erlangt hatte, vergingen in Preußen aber noch zehn Jahre bis zur Inbetriebnahme der ersten Telegraphenlinie zwischen Berlin und Potsdam und noch einmal zehn Jahre bis zum königlichen Befehl ihrer militärischen Nutzung.
Am 21.August 1856 legte eine Allerhöchste Kabinettsordre fest, daß bei einer Mobilmachung beim Garde-Pionierbataillon in Berlin eine Feld-Telegraphenabteilung aufzustellen sei. Die Gesamtverantwortung für die Militärtelegraphie hatte der König dem Direktor der preußischen Staatstelegraphie übertragen. Die Telegraphenapparate - die gleichen wie bei den Staatstelegraphenstationen im Einsatz - sollten zivile Beamte bedienen, die jeweils für die Dauer des Krieges zur Armee kommandiert wurden; Soldaten hielt man dafür nicht geeignet. Lediglich den Bau der Telegraphenleitungen hatte man den Pionieren zugewiesen, eine Festlegung die bis 1899 Bestand hatte. Obwohl bereits die preußische Mobilmachung von 1859 den - allerdings mißlungenen - Versuch der Aufstellung von zwei Feld-Telegraphenabteilungen brachte, war es letztlich der erste Kriegseinsatz 1864, der die Militärtelegraphie stärker in das Blickfeld der Armeeführung rücken ließ. Erstmals in der preußisch-deutschen Militärgeschichte war vor den Düppeler Schanzen ein leistungsfähiges Feldtelegraphennetz zur Führung der Belagerungstruppen errichtet worden. Im Kriege gegen Österreich 1866 kamen 4 und gegen Frankreich 1870/71 bereits 16 preußisch-deutsche Feld-Telegraphenformationen zum Einsatz.
Während die Folgejahre für das Staatstelegraphenwesen eine enorme Entwicklung brachten, traten bei der Militärtelegraphie in zunehmendem Maße die Widersprüche zutage, die der bisherigen Aufgabenteilung zwischen ziviler Staatstelegraphie und Pioniertruppe einerseits und der steten Vergrößerung des Heeres andererseits zugrunde lagen. Eine stärkere organisatorische Einbindung der Militärtelegraphie in die Armee war unumgänglich geworden. Folgerichtig kam es deshalb um die Jahrhundertwende zur Loslösung der Militärtelegraphie von der Staatstelegraphie und Pioniertruppe und zur Bildung einer eigenständigen Waffengattung, den Telegraphentruppen.
Auszüge aus meinen Zeittafeln u.a. Datensammlungen zur Formationsgeschichte der preußischen Militärtelegraphie 1832 - 1899 |
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21.07.1832
Mit einer A.K.O. vom 21.Juli genehmigt der König, Friedrich Wilhelm III. den Bau der optischen Telegraphenlinie BERLIN - KOBLENZ über MAGDEBURG, HALBERSTADT, HÖXTER, PADERBORN und KÖLN. Die technische Ausrüstung der Stationen wird dem Geheimen Postrat Carl Heinrich Pistor (1778-1847) und die Gesamtbauleitung dem Major im Generalstab, O`Etzel übertragen.
01.07.1833
Inbetriebnahme des 1.Abschnittes der optischen Telegraphenlinie BERLIN - KOBLENZ
Anzahl der Stationen: 14
Trassenführung: BERLIN - MAGDEBURG
Abschnitt BERLIN - BRANDENBURG: | |
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Bauausführung: | Garde-Pionierabteilung unter Prem.Ltn. Burchard |
Bauleitung: | Major v. Hessenthal (Kdr. Garde-Pionierabteilung) |
Abschnitt BRANDENBURG - MAGDEBURG: | |
Bauausführung: | Garde-Pionierabteilung unter Prem.Ltn. Lindner |
Bauleitung: | Ing.Hptm. Heise (3.Pionierabteilung Magdeburg) |
01.10.1833
Inbetriebnahme des 2.Abschnittes der optischen Telegraphenlinie BERLIN - KOBLENZ
Anzahl der Stationen: 47
Trassenführung: MAGDEBURG - KOBLENZ
Gesamtkosten (Bau und Ausrüstung): ca 155.000 Taler
Jährliche Unterhaltungskosten: ca. 54.000 Taler
10.09.1834
Der Erbauer der Telegraphenlinie BERLIN - KOBLENZ, Major O´Etzel wird zum Telegraphendirektor und Chef des 135 Mann zählenden Königlich-Preußischen Telegraphenkorps ernannt.
08.10.1840
Der Direktor des "Königl.Preuß.Telegraphenkorps", Oberstleutnant O´Etzel, führt dem König, Friedrich Wilhelm IV., der von den elektromagnetischen Telegraphierversuchen Etzel´s Kenntnis erhalten hatte, im Potsdamer Neuen Palais einen von ihm konstruierten Telegraphenapparat vor. Danach erhält er den königlichen Auftrag zur Erarbeitung eines "... Premoria" und eines Kostenvoranschlages für den Bau einer Versuchslinie zwischen Berlin und Potsdam.
13.08.1846
Inbetriebnahme der ersten oberirdischen Telegraphenlinie in Preußen:
BERLIN, Schloß - POTSDAM-SANSSOUCI, Neues Palais (26,3 km)
Die Linie wurde ".... fast täglich benutzt. Sie erwies sich dabei als so zuverlässig, daß O`Etzel sie häufiger versuchsweise zum Ersatz des optischen Telegraphen einschalten ließ." 1853 wurde die optische Telegraphie eingestellt.
01.06.1850
Das unterirdische Telegraphennetz der preußischen Staatstelegraphie hat folgende Ausdehnung erreicht:
Trasse von - nach | Trassenlänge | Inbetriebnahme | Eingesetzte Apparate von |
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BERLIN - FRANKFURT / M | 655,3 km | 30.01.1849 | Morse u. Siemens |
BERLIN - HAMBURG | 286,2 km | 30.05.1849 | Morse u. Siemens |
BERLIN - CÖLN - AACHEN | 708,0 km | 10.06.1849 | Morse u. Siemens |
BERLIN - STETTIN | 135,5 km | 30.06.1849 | Siemens |
DÜSSELDORF - ELBERFELD | 026,3 km | 15.06.1849 | Siemens |
HALLE - LEIPZIG | 033.9 km | 20.06.1849 | Siemens |
BRESLAU - ODERBERG | 180,9 km | 30.10.1849 | Morse u. Siemens |
BERLIN - BRESLAU | 361,5 km | 01.06.1850 | Morse u. Siemens |
01.04.1854
Nach vorausgegangenen Beratungen und einer Übereinkunft mit dem Ministerium des Handels und der öffentlichen Arbeiten tritt in BERLIN eine vom Kriegsministerium und der Telegraphendirektion gebildete Kommission zusammen, die Grund-sätze für die Verwendung der elektromagnetischen Telegraphie im Militärwesen erarbeiten soll.
21.08.1856
Mit einer A.K.O. befiehlt der König die ".... Einführung der elektromagnetischen Feld-Telegraphie bei der Armee nach dem vorhandenen Probe-Apparate...." und ihre erstmalige Teilnahme bei den bevorstehenden Königsmanövern im Bestand der Garde-Pionierabteilung
18.01.1864
Mobilmachungsbeginn für die preußischen Feld-Telegraphie zum Krieg gegen Dänemark
Feld-Telegraphenformation | Bestand von - bis | Kommandeur | Aufgestellt durch |
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Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. I | 18.01.1864 - 10.12.1864 | Hauptmann Billroth | Garde-Pio.Btl. |
Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. II | 19.03.1864 - 20.12.1864 | Hauptmann v. Owstien | Garde-Pio.Btl. |
05.05.1866
Mobilmachungsbeginn für die preußischen Feld-Telegraphie zum Krieg gegen Österreich
Feld-Telegraphenformation | Bestand von - bis | Kommandeur | Aufgestellt durch |
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Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. I | 05.05.1866 - 12.09.1866 | Hauptmann Herrfahrdt | Garde-Pio.Btl. |
Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. II | 05.05.1866 - 14.09.1866 | Hauptmann Kauffmann | Garde-Pio.Btl. |
Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. III | 05.05.1866 - 18.09.1866 | Prem.Ltn. Lüdecke | Garde-Pio.Btl. |
Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. IV | 05.05.1866 - 14.09.1866 | Hauptmann Herrfahrdt | Garde-Pio.Btl. |
16.07.1870
Mobilmachungsbeginn für die preußischen Feld-Telegraphie zum Krieg gegen Frankreich
Feld-Telegraphenformation | Bestand von - bis | Kommandeur | Aufgestellt durch |
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Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. 1 | 16.07.1870 - 17.06.1871 | Hauptmann May | Garde-Pio.Btl. |
Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. 2 | 16.07.1870 - 10.08.1871 | Hauptmann Herrfahrdt | Garde-Pio.Btl. |
Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. 3 | 16.07.1870 - 23.06.1871 | Hauptmann Kauffmann | Garde-Pio.Btl. |
Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. 4 | 16.07.1870 - 01.05.1871 | Hauptmann Friedheim | Garde-Pio.Btl. |
Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. 5 | 14.08.1870 - 11.05.1871 | Hauptmann Lüdecke | Pio.Btl. Nr. 3 |
Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. 6 | 19.09.1870 - 17.06.1871 | Hauptmann Bliesener | Pio.Btl. Nr. 5 |
Preuß.Feld-Telegr.Abt. Nr. 7 | 15.09.1870 - 11.06.1871 | Hauptmann v. Woyna | Pio.Btl. Nr.10 |
1. Bayer.Feld-Telegr.Abt. | 18.07.1870 - 08.06.1871 | Oberleutnant v. Renauld | |
2. Bayer.Feld-Telegr.Abt. | 18.07.1870 - 28.06.1871 | Oberleutnant Fuchs | |
1. Württ.Feld-Telegr.Abt. | 19.07.1870 - 30.06.1871 | Leutnant Bangenberger | |
Preuß.Etp.-Telegr.Abt. Nr. 1 | 16.07.1870 - 24.06.1871 | Postrat Oxford | Garde-Pio.Btl. |
Preuß.Etp.-Telegr.Abt. Nr. 2 | 16.07.1870 - 24.06.1871 | Postrat v. Brabanter | Garde-Pio.Btl. |
Preuß.Etp.-Telegr.Abt. Nr. 3 | 16.07.1870 - 17.06.1871 | Postrat Seiler | Garde-Pio.Btl. |
Preuß.Etp.-Telegr.Abt. Nr. 4 | 14.09.1870 - 10.08.1871 | Postrat Maßmann | Pio.Btl. Nr. 2 |
Preuß.Etp.-Telegr.Abt. Nr. 5 | 28.09.1870 - 13.06.1871 | Postrat Böhnke | Pio.Btl. Nr. 4 |
1. Bayer.Etp.-Telegr.Abt. | 18.07.1870 - 02.04.1871 | Telegr.Direktor Michel |